Wie ein Klimaschutzprojekt saubere Energie und Frauen in Indien fördert
16. Juli 2024Frauen in Indien treiben den Wandel zu sauberer Energie voran: Mit Mikrokrediten können sie auf emissionsarme Haushaltsgeräte umsteigen. So gehen in diesem Klimaschutzprojekt Social Impact und Klimaschutz einher.
Herausforderungen im ländlichen Indien
Latha ist Kleinstunternehmerin. In ihrem Laden verkauft sie Lebensmittel und kleine Dinge für den Haushalt. Früher konnte sie ihre Kund:innen abends, sobald es dunkel wurde, jedoch nicht mehr bedienen. Das ist mittlerweile anders, denn sie profitiert nun von Solarleuchten.
Mit Einschränkungen, wie Latha sie erlebt hat, leben viele Frauen in Indien. Dort ist nicht nur der berufliche Alltag, sondern auch die Lebensqualität von vielen Menschen durch Armut stark beeinträchtigt. Besonders betroffen ist die Bevölkerung in den ländlichen Regionen. Ein Problem ist zum einen der fehlende Hygienestandard: 39 Prozent der ländlichen Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser (Statista). Zum anderen fehlt eine verlässliche Stromversorgung.
Ein Klimaschutzprojekt unseres Partners MicroEnergy Credits (MEC) adressiert diese Probleme und bringt ökologische und soziale Vorteile für die ländlichen Gemeinden. Das Projekt ist 2012 in Indien mit dem Ziel gestartet, die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung zu verbessern, Frauen eine berufliche Perspektive zu ermöglichen und gleichzeitig die Abholzung der Wälder und den Ausstoß schädlicher CO2-Emissionen zu verringern.
Frauen treiben den Wandel zu sauberer Energie voran
In Zusammenarbeit mit Institutionen für finanzielle Inklusion ermöglicht das Klimaschutzprojekt Kleinstunternehmerinnen, wie Betreiberinnen von kleinen Restaurants oder Läden, Zugang zu Mikrokrediten. Damit können sich die Frauen Solarleuchten, Wasserfilter oder effiziente Kochöfen leisten. Zudem baut das Projekt Lieferketten in abgelegene Regionen aus, in denen diese Produkte andernfalls nicht verfügbar wären. Das treibt den Wandel zu sauberer Energie auch auf dem Land voran.
Die Frauen nutzen die neuen Produkte geschäftlich, die Solarleuchten beispielsweise zur Verlängerung der Öffnungszeiten ihres Ladens, so wie Latha. Die Geräte kommen aber auch privat zum Einsatz: um die Familie mit sauberem Trinkwasser zu versorgen oder zu kochen, ohne schädlichem Rauch ausgesetzt zu sein. Die Frauen treffen sich regelmäßig in Gruppen, um sich gegenseitig zu unterstützen und sicherzustellen, dass alle mit den Produkten zufrieden sind und diese auch nutzen. Jede Gruppe hat eine Leiterin, die sich um den Kundendienst kümmert, falls Produkte gewartet oder repariert werden müssen. Außerdem arbeiten einige Frauen als „Clean Energy Demonstrators“ und klären die Menschen in den umliegenden Dörfern über die Vorteile der neuen Produkte auf. So wird es noch mehr Frauen ermöglicht, den ersten Schritt auf dem Weg zu sauberer Energie zu machen.
Wie funktionieren die verschiedenen Technologien?
Solarleuchten
Ähnlich wie Latha ging es auch Mamta. Sie hat vier Kinder und lebt im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Früher haben Mamta und ihre Familie Petroleumlampen angezündet. Das hat Rauch verursacht, die Atmung beeinträchtigt und das Haus nur schwach beleuchtet. Mamta sagt zu ihrer neuen Lebenssituation: „Dann bekamen wir eine Solarlampe […]. Am besten gefällt mir, dass ich nachts die Arbeit erledigen kann, die ich tagsüber nicht geschafft habe. Ich habe jetzt wirklich Kontrolle über meine Arbeit. […] Das Licht der Solarlampe reicht weit, das ist toll.“ Mamtas Kinder können durch die Solarleuchte ihre Freizeit flexibel gestalten und selbst entscheiden, wann sie lernen. Um die Mikrokredite in kleinen Raten zurückzuzahlen, haben Mamta und die anderen Unternehmerinnen je nach Höhe des Kredites bis zu drei Jahre Zeit. So ist das Darlehen für die meisten Frauen gut zu stemmen. Durch die Nutzung der sauberen Alternative sparen sie meist sogar Geld, da sie gleich von Beginn an kein oder deutlich weniger Brennstoff wie Petroleum oder Brennholz kaufen müssen. Das kommt auch dem Klima zugute, da schädliche Emissionen eingespart werden.
Wasserfilter
Sauberes Trinkwasser ist in Indien keine Selbstverständlichkeit, vor der Nutzung kochen viele Menschen das verfügbare Wasser daher über offenem Feuer ab. Dabei entsteht starker Rauch, der Atemwegserkrankungen verursacht und zu rund 607.000 Todesfällen pro Jahr beiträgt (Statista, 2023). Oft müssen Frauen weite Strecken zurücklegen, um Brennholz dafür zu sammeln. Die Wasserfilter stellen daher eine große Erleichterung im Alltag dar. Sie reinigen verschmutztes Wasser mechanisch und ersparen das Abkochen. Regelmäßige Wasserproben stellen die Qualität sicher. Auch bei dieser Technologie werden CO2-Emissionen gespart, die andernfalls durch das Abkochen des Wassers entstehen würden.
Effiziente Kochöfen
660 Millionen Menschen in Indien kochen auf traditionellen Kochöfen über offenem Feuer (IEA, 2021). Der entstehende Rauch verursacht schwere, gesundheitliche Probleme. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich Millionen von Menschen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung, die das Kochen über offenem Feuer verursacht (WHO, 2023). Dafür sind große Mengen an Brennholz erforderlich, was zur Abholzung der Wälder führt. Knapp ein Drittel der indischen Landmasse ist bereits von Wüstenbildung und Degradation betroffen (GIZ, 2023). Krishna Devi ist eine von den Frauen, die die Vorteile der effizienten Kochöfen zu schätzen wissen. „Mit weniger Holz kann ich die gleiche Menge Essen kochen. Ich muss nicht mehr ständig pusten und es entsteht kein Rauch. Dank diesem Ofen muss ich nicht zum Arzt gehen. Ich bin nicht krank.“ So geht es mittlerweile vielen Familien in Indien. Die Nutzung der effizienten Kochöfen spart CO2-Emissionen ein und vemeidet gesundheitsschädlicher Rauch. Bis zum Jahr 2021 wurden in Indien durch MEC bereits knapp 500.000 effiziente Kochöfen verkauft, seither sind viele weitere dazugekommen.
Wie aus der Stärkung von Kleinstunternehmerinnen ein Klimaschutzprojekt wird
Wichtig für den Erfolg dieses Projekts ist, dass die Geräte gekauft und nicht frei verteilt werden. Wenn die Nutzer:innen selbst entscheiden, in welches Produkt sie ihr Geld investieren, ist die Wertschätzung für die Geräte erfahrungsgemäß höher.
Die Emissionen, die durch die Nutzung der neuen Produkte eingespart werden, lassen sich berechnen. Dadurch können sogenannte verifizierte Emissionsreduktionen (VERs) ausgegeben werden. Die Einnahmen daraus machen das Klimaschutzprojekt wiederum erst möglich. Sie ermöglichen zum Beispiel Aufklärung über den Nutzen der sauberen Energiequellen, einen Kundenservice für Reparatur und Austausch defekter Geräte und den Aufbau von Lieferketten in entlegene Regionen Indiens. Das Projekt trägt zu verschiedenen Zielen für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bei, unter anderem zu „Bezahlbarer und sauberer Energie“, einem „Menschenwürdigen Arbeits- und Wirtschaftswachstum“ und „Maßnahmen zum Klimaschutz“.
Jetzt das Klimaschutzprojekt unterstützen.