Was bedeuten Naturkatastrophen für den Wald und für Klimaschutzprojekte?

4. November 2024

Der Wald – die grüne Lunge unseres Planeten 

Fast ein Drittel unseres Planeten ist von Wäldern bedeckt. Wälder haben wichtige Aufgaben: Sie verhindern Wüstenbildung, reinigen Wasser und Luft und speichern Kohlenstoff. Ein dichter Wald schützt vor Lawinen und kann die Auswirkungen von Überschwemmungen abmildern. Bäume und Sträucher festigen mit ihren Wurzeln den Boden und verhindern so Erosionen. Besonders wichtig sind die tropischen Regenwälder, die Lebensraum von ca. 50 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten sind.

Wälder spielen außerdem eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Klimakrise. Durch Erhalt und Wiederherstellung des Waldes sowie Forstwirtschaft kann auf natürlichem Weg ein Drittel der bis 2030 erforderlichen Absenkung der Erderwärmung erreicht werden, die das Pariser Abkommen auf das festgelegte Niveau von 1,5 °C begrenzt.

Während die Wälder im Kampf gegen die Klimakrise entscheidend helfen können, brauchen sie selbst Hilfe: Bäume sterben durch die Folgen des Klimawandels, Wälder werden im großen Stil abgeholzt. Zwischen 2015 und 2020 wurde die Abholzungsrate weltweit auf 10 Millionen Hektar jährlich geschätzt. Das ist mehr als die gesamte Fläche Portugals (9,2 Mio. ha).

Wie sich Naturkatastrophen auf den Wald auswirken

Grundsätzlich sind Störungen im Waldökosystem normal. Dürren, Waldbrände, Insektenbefall oder Stürme gehören zur natürlichen Walddynamik. Oft haben sie sogar positive Effekte: Widerstandsfähigere Pflanzenarten setzen sich durch und die Artenvielfalt nimmt zu.

Durch den fortschreitenden Klimawandel treten Störungen jedoch deutlich häufiger und vor allem heftiger auf. Extremwetterereignisse – vor allem Überschwemmungen, Stürme und extreme Temperaturen – haben in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. In Europa zum Beispiel leiden die Wälder seit Jahren unter Baumsterben, ausgelöst durch Dürren, Stürme und Insektenbefall. 

Wie gehen Klimaschutzprojekte mit der Gefahr von Naturkatastrophen um?

Klimaschutzprojekte erhalten Wälder oder lassen neue entstehen. Aufforstungsprojekte wandeln nicht bewaldete Flächen in Wald um. Mit Wiederaufforstungsprojekten werden abgeholzte oder geschädigte Waldflächen wieder in Stand gesetzt. Waldschutzprojekte zielen darauf ab, Wälder zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften.

Für Projektentwickler kommt es darauf an, bereits bei der Planung eines Projekts Risiken einzukalkulieren und Präventivmaßnahmen zu ergreifen. In den Gebieten, in denen regelmäßig Waldbrände ausbrechen, sind Brandbekämpfungsstrategien besonders wichtig. In Feuerschneisen wird brennbares Material wie Vegetation, Laub oder Äste entfernt und so ein nicht brennbarer Bereich geschaffen, der die Ausbreitung von Feuer verhindert. Zu weiteren Maßnahmen zählen Brandschutz-Schulungen und Awareness-Trainings, die in regelmäßigen Abständen mit dem Projektpersonal und der lokalen Bevölkerung durchgeführt werden.  

Ein resilienter Wald erholt sich 

Damit sich ein Wald nach einer Naturkatastrophe möglichst schnell regeneriert, muss er resilient sein. Resilienz bedeutet, dass der Wald nach einer Extremsituation wieder zu seinem Ausgangszustand zurückkehren kann und sich erholt. Bei Aufforstungsprojekten ist es daher sinnvoll, auf Pflanzenarten zu setzen, die an die klimatischen Bedingungen des Projektgebietes angepasst sind. Andererseits können besonders widerstandsfähige Pflanzenarten manchmal weniger CO₂ speichern als andere Pflanzenarten.

Auch die Pflanzenvielfalt spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle: Monokulturen sind grundsätzlich weniger resilient als Mischwald, anfälliger für Schädlinge und Krankheiten und können zu Bodenerosion führen. Gerade bei Aufforstungsprojekten kann die Wahl der Pflanzenart die Auswirkungen von Naturkatastrophen minimieren. 

Buffer Pools sichern das Risiko durch Naturkatastrophen ab 

Geht es um die Reduktion von Emissionen, können Naturkatastrophen viel Schaden anrichten. Einerseits soll ein Klimaschutzprojekt CO₂-Emissionen einsparen und das mit verifizierten Emissionsreduktionen (VERs) belegen, die auf dem Voluntary Carbon Market (VCM) gehandelt werden. Andererseits kann ein Wald abbrennen oder zerstört werden und so CO₂-Emissionen freisetzen. Wie geht das zusammen? 

Risiken wie z.B. extreme Wetterereignisse müssen bei Klimaschutzprojekten grundsätzlich von vornherein mit einkalkuliert werden, um die Dauerhaftigkeit eines Projektes zu gewährleisten und um bei einem international anerkannten Standard registriert zu werden. Projektentwickler führen deswegen vor Projektbeginn stets eine Risikoanalyse durch, die auch das Risiko von Naturkatastrophen bewertet.

Diese Analyse bildet die Grundlage dafür, wie viele verifizierte Emissionsreduktionen in einem „Buffer Pool“ zur Seite gelegt werden. Ein Buffer Pool ist eine Art Reserve oder Vorrat angelegt für den Fall, dass Risiken wie Brände oder Stürme auftreten. Die zur Seite gelegten Emissionsreduktionen aus dem Buffer dürfen nicht verkauft werden, falls ein Risiko auftritt. Hat ein Projekt beispielsweise wegen eines Brands mehr CO₂-Emissionen freigesetzt als eingespart, sind Buffer Pools eine Art Schadensausgleich. In diesem Fall werden die Emissionsreduktionen aus dem Buffer Pool entnommen und vom Verkauf ausgeschlossen.  

Hat ein Projekt nach Abzug der Schäden trotzdem Emissionsreduktionen generiert, können diese VERs auf dem Voluntary Carbon Market gehandelt und erworben werden. Der Buffer Pool-Mechanismus stellt also sicher, dass Schäden aus Naturkatastrophen vollständig berücksichtigt und ausgeglichen werden.  

Darüber hinaus verpflichtet der Standardgeber den Projektentwickler, Schäden transparent auszuweisen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Verringerung zukünftiger Schäden zu ergreifen. Unabhängige Auditoren, die das Projekt in einem Zeitraum von mindestens fünf Jahren verifizieren, können außerdem verlangen, dass zukünftige Monitoring Reports entsprechend angepasst werden. 

Klimaschutzprojekte unterstützen die Menschen vor Ort

In Südasien und Afrika südlich der Sahara, wo die meisten Klimaschutzprojekte angesiedelt sind, treten häufig extreme Wetterereignisse auf. Ist dort ein Waldschutz- oder Aufforstungsprojekt von einer Naturkatastrophe betroffen, kann sich das auch auf die lokale Bevölkerung auswirken. Wenn Unternehmen die Finanzierung dieser Projekte aufgrund von Unsicherheiten einstellen, entzieht das vielen Menschen vor Ort die Lebensgrundlage, da die Klimaschutzprojekte oft eine wichtige Einkommensquelle sind.  

Neben den sozialen Vorteilen für die lokale Bevölkerung sind Klimaschutzproiekte wichtig, um die Auswirkungen von Naturkatastrophen lokal zu minimieren. Mangrovenwälder zum Beispiel, einzigartige Ökosysteme aus Bäumen und Sträuchern in der Gezeitenzone der Küste, schützen die Küsten dank ihrer dichten Wurzeln vor Sturmfluten und Überschwemmungen.

Die Kosten von Überschwemmungen und anderen extremen Wetterereignissen übersteigen bei weitem die Investitionen, die zum Schutz vor ihren immer zerstörerischer werdenden Auswirkungen erforderlich sind. Gemeinden, die nicht über die Mittel zur Eindämmung dieser Naturkatastrophen verfügen, sind besonders anfällig für diese Folgen. Deshalb ist es so wichtig, zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten beizutragen.  

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