Was haben Moore mit dem Klimawandel zu tun?
17. November 2022Gesunde Moore sind eine der größten Kohlenstoffsenken. Neben Wäldern sind sie ein Schlüsselfaktor für den natürlichen Klimaschutz, den Schutz unseres Klimas auf Basis natürlicher Ökosysteme. In Deutschland gibt es rund 1,8 Millionen Hektar Moorböden. Sie machen zwar nur 5 % der Gesamtfläche des Landes aus, binden aber genauso viel CO2 wie alle deutschen Wälder zusammen. Ohne ihren Schutz sind die deutschen Klimaziele in Gefahr. Als Teil des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) hat das Bundeskabinett am 9. November 2022 deshalb die Nationale Moorschutzstrategie beschlossen.
Durch gesunde Moorböden das Klima schützen
Im Zentrum der Strategie stehen neben dem Schutz intakter Moore die Wiedervernässung von entwässerten, landwirtschaftlich genutzten Moorböden. Denn ganze 92 % der Moore in Deutschland sind nicht intakt. Das bedeutet nicht nur, dass diese Moore kein zusätzliches CO2 binden, entwässerte Moore verschärfen sogar den Klimawandel. Durch deren Entwässerung und die Torfnutzung zersetzen sich die Böden. Die geschädigten Moorböden in Deutschland setzen so jährlich rund 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente frei. Dies entspricht etwa 7,5 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.
Durch die, in der Nationale Moorschutzstrategie verankerten, Wiedernässungsmaßnahmen sollen die jährlichen Emissionen bis 2030 um mindestens fünf Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente sinken. Außerdem sollen bislang nicht genutzte Moorflächen auch künftig nicht genutzt und, falls entwässert, vollständig wiedervernässt werden.
Partizipative Umsetzung mit Forst- und Landwirten
Mit der Moorschutzstrategie setzt die Bundesregierung die Langfristigkeit der klimaverträglichen Nutzung von Moorböden in Deutschland in den Mittelpunkt. Somit wird sich die Strategie generationsübergreifend auf Land- und Forstwirte und deren Arbeit auswirken. Die Bundesregierung versucht deshalb eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Menschen in den Moorregionen einerseits und Verpflichtungen gegenüber zukünftigen Generationen andererseits zu finden und setzt dabei auf einen partizipativen Ansatz.
„Für die Höfe muss es sich lohnen, klimafreundlich zu arbeiten“, erklärt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Viele Betriebe wirtschafteten seit Generationen auf Moorstandorten und benötigen einen Ausgleich, wenn deren Bewirtschaftungsfläche durch die Wiedervernässung kleiner wird. Für Wiedervernässungsmaßnahmen soll es deshalb finanzielle Anreize geben. In Kooperation mit den Ländern und Landwirten will die Bundesregierung daher alternative Bewirtschaftungsarten fördern. Darunter fallen Paludikulturen, also die nasse Bewirtschaftung mit heimischen Arten wie Torfmoosen oder Schilf, die an hohe Wasserstände angepasst sind. Auf Hochmoorböden ist somit der Anbau von Torfmoosen als Torfersatzstoff oder Sonnentau und Fieberklee für medizinische Verwendung möglich. Auf Niedermoorböden Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras für Dämm- und Baustoffe, Biokohle oder die Energiegewinnung. Am Ende wird entscheidend sein, wie viele Forst- und Landwirte den Wandel mitgehen.
Gemeinsam nachhaltige Innovationen schaffen
„Nach dem Motto „Schützen und Nutzen“ schaffen wir für die Landwirtinnen und Landwirte Anreize für einen echten Moorbodenschutz“, so Özdemir weiter. Damit soll neben der Erreichung der Klimaschutzziele auch die für Moorgebiete typische Artenvielfalt besser geschützt und wiederhergestellt werden. Zusätzlich möchte die Bundesregierung intakte naturnahe Moore erhalten, die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich stärken und Bildung, Forschung und Innovation zum Moorschutz fördern. Dafür hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) einen Förderaufruf für Ideen zum „Moorbodenschutz über die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen aus der Paludikultur“ gestartet.
Mehrwert durch Photovoltaik auf wiedervernässten Mooren
Die Nationale Moorschutzstrategie sieht außerdem vor, nasse Moore möglichst so zu nutzen, dass sie auch auf anderen Ebenen einen Mehrwert haben. So könnten Moore als Standort für Photovoltaik-Anlagen dienen. Damit zahlt sich die Transformation der Flächen ökonomisch deutlicher aus und bietet zusätzlichen Nutzen.
Strategie und Umsetzung müssen für den Klimaschutz Hand in Hand gehen
In ihrem Statement zur Nationalen Moorschutzstrategie fasst Bundesumweltministerin Steffi Lemke es so zusammen: "Intakte Moore und Moorböden helfen dabei, unsere Klimaschutzziele zu erreichen und bieten außerdem einen einzigartigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Sie halten Wasser in der Landschaft und beugen so Dürren vor. Trockengelegte Moore setzen große Mengen Treibhausgase frei und tragen so zur Klimakrise bei, daher müssen wir sie wiedervernässen. In Mooren in Deutschland ist genauso viel Kohlenstoff gespeichert wie in allen deutschen Wäldern zusammen. Deshalb sind Moore so bedeutsam für den natürlichen Klimaschutz. Heute haben wir mit der Nationalen Moorschutzstrategie alle notwendigen Schritte beschlossen, um Moore zu schützen, sie langfristig wiederherzustellen und insbesondere ihre nachhaltige Nutzung zu fördern."
Wir begrüßen die Worte von Steffi Lemke sowie die neue Moorschutzstrategie der Bundesregierung. Strategien und besonders deren Umsetzung sind wichtig und unabdingbar für wirkungsvollen Klimaschutz. Dazu gehört auch, Kapital bereit zu stellen und somit Innovationen zu fördern. Mit der Moorschutzstrategie entsteht die große Chance, Landwirtschaft und Klimaschutz in Einklang zu bringen. Wir freuen uns deshalb auf eine Vielzahl neuer Moorprojekte!