Warum Verlage systematisch auf klimaneutrales Drucken setzen

4. März 2020

Gleich zu Beginn des neuen Jahrzehnts hat sich ein Thema an die Spitze der öffentlichen Wahrnehmung gestellt, das in seiner Auswirkung jeden betrifft und niemanden auslässt: Der eintretende Klimawandel und mit ihm der so dringend benötigte Klimaschutz. Verheerende Buschbrände in Australien, ergebnislose Gipfeltreffen wie die UN Klimakonferenz in Madrid oder das Weltwirtschaftsforum in Davos zeigen immer deutlicher, dass etwas getan werden muss. Viele Unternehmen setzen auch schon konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz um und bieten ihren Kunden klimafreundliche Produkte oder Dienstleistungen an. Dabei spielt auch das klimaneutrale Drucken eine immer wichtigere Rolle.

Klimaneutral durch Ausgleich der Emissionen

Eines der sehr früh etablierten Themen im Klimaschutzengagement von Unternehmen ist das klimaneutrale Drucken, das inzwischen von vielen Druckereien angeboten wird. Konkret bedeutet das, dass wir von ClimatePartner gemeinsam mit der jeweiligen Druckerei regelmäßig alle dort anfallenden CO2-Emissionen erfassen – etwa durch den Energieverbrauch der Druckmaschinen, durch den Betrieb der Gebäude, oder die Anfahrt der Mitarbeiter. Natürlich zählen hierzu auch die Emissionen der Rohstoffe wie Papier, bei denen die Transportkosten einen nicht unerheblichen Anteil ausmachen.

Auf Basis der so erstellten CO2-Bilanz kann die Druckerei die größten Emissionstreiber erkennen und diese im Rahmen einer umfassenden Klimaschutzstrategie schrittweise verringern. Zum Beispiel mit Druckfarbe aus nachwachsenden Rohstoffen oder Ökostrom in der Produktion. Alle verbleibenden, nicht vermeidbaren Emissionen können im nächsten Schritt den einzelnen Druckaufträgen zugeordnet werden. So lässt sich auch festsetzen, in welcher Höhe ein jeweiliger Emissionsausgleich stattfindet, der durch einen  Finanzierungsbeitrag zu einem spezifischen Klimaschutzprojekt geleistet wird. Auf diese Weise wird ein Druckauftrag klimaneutral.

Für jeden klimaneutralen Auftrag erhalten Kunden das ClimatePartner-Label, um die Drucksache eindeutig als klimaneutral zu kennzeichnen. Für Unternehmen beispielsweise ist es eine schöne Gelegenheit, etwa den Geschäftsbericht klimaneutral produzieren zu lassen und sich damit zum Klimaschutz zu bekennen.

Erfolgsgeschichte HYDROPHIL

Diese Art von klimaneutralem Drucken ist für den Druckkunden vergleichsweise einfach und dabei sehr wirkungsvoll, da sie Klimaschutzprojekte fördert. Klimaschutzprojekte sparen nachweislich CO2-Emissionen ein und treiben eine nachhaltige Entwicklung auch in anderen Teilen der Welt voran, zum Beispiel durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Viele Unternehmen und Verlage lassen deshalb regelmäßig klimaneutral drucken.

Große Verlage wie Random House oder Murmann systematisieren Klimaneutralität

Einige große Verlage haben das Thema noch weiter ausgebaut. Anstatt nur vereinzelt Auflagen bei ihren Zuliefer-Druckereien klimaneutral zu bestellen, wenn es zum Thema passt und die jeweilige Druckerei das zufällig anbietet, haben sie den Prozess strategisch systematisiert. Das bedeutet, alle Druckereien arbeiten nach denselben Standards bei der Erfassung und Berechnung ihrer CO2-Emissionen.

Der Ausgleich findet jeweils über dasselbe, vom Verlag ausgewählte Klimaschutzprojekt statt. Dadurch sind die Bücher am Ende einheitlich gelabelt. So gehen beispielsweise das Gütersloher Verlagshaus oder der Verlag Ludwig vor, beide Verlagsgruppe Random House, oder auch der Murmann-Verlag. Das zeigt, welche Bedeutung das Thema Klimaneutralität in der Branche inzwischen erreicht hat. Alle Neuerscheinungen der genannten Verlage sind als klimaneutral gelabelt – für jeden Leser sichtbar.

Über die ID-Nummer auf dem Label und den QR-Code ist nachvollziehbar, wie der Ausgleich stattgefunden hat. Mehr über Klimaneutralität bei Random House steht im Börsenblatt des deutschen Buchhandels oder unter https://www.climatepartner.com/de/news/klimaneutral-auf-den-bestsellerlisten.

Für Verlage ist das klimaneutrale Drucken ein großer Hebel im Klimaschutz. Der Hauptrohstoff Papier braucht relativ viel Energie in der Herstellung und ist damit eine der größten Emissionsquellen in der Branche. Werden diese Emissionen ausgeglichen und entsprechende Klimaschutzprojekte gefördert, ist daher schon einiges erreicht.

Klimaneutrale Verpackungen sind ebenso auf dem Vormarsch

Auch im Handel und bei Konsumgüterherstellern gewinnt Klimaneutralität an Bedeutung. Die Verpackungen sind eine gute Möglichkeit, sinnvoll mit dem Thema Klimaschutz zu starten – die Wirkung ist deutlich und vor allem sichtbar.

Machen diese Unternehmen es sich nicht zu einfach?

Manchmal wird auch Kritik am freiwilligen Klimaschutz und am Ausgleich von CO2-Emissionen geäußert. Kaufen die Unternehmen sich nicht lediglich von ihrer Verantwortung frei, anstatt ihren CO2-Ausstoß selbst zu reduzieren?

Fakt ist: um das Ziel einer maximalen Erderwärmung von 2 Grad zu erreichen, wird es bei Weitem nicht genügen, Emissionen zu reduzieren. Abgesehen davon ist es nach aktuellem Stand der Technik auch gar nicht möglich, den gesamten Energiebedarf der Industrie aus erneuerbaren Energien abzudecken. Wir können aber dafür sorgen, dass in den aufstrebenden Schwellenländern von vornherein eine nachhaltige Entwicklung stattfindet und nicht dieselben Fehler wiederholt werden, die wir in Europa oder in Nordamerika seit dem Beginn der Industrialisierung gemacht haben.

Dies ist der Gedanke des Green Development Mechanism aus dem Kyoto-Protokoll. Und es ist, neben der nachweislichen Einsparung von CO2-Emissionen, der Sinn von Klimaschutzprojekten.

Das Prinzip der Klimaneutralität mit dem Ausgleich von Emissionen ist ein Weg, solche Projekte gezielt zu fördern und Unternehmen wie Verbraucher dabei einzubeziehen.

Klimaschutzprojekte und ihre Effekte

Klimaschutzprojekte sind Projekte zur zusätzlichen Reduktion von Treibhausgasen. Das können etwa klassische Aufforstungs- oder Waldschutzprojekte sein, bei denen die Erhaltung bestehender oder die Schaffung neuer Waldflächen zur Senkung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre beiträgt. Oder es können Projekte sein, die die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen konkret und messbar reduzieren – etwa indem sie die Umstellung auf Biomasse fördern. Dadurch stoßen viele Klimaschutzprojekte weltweit Innovationen an und sorgen für eine schnellere Verbreitung von Technologien zur CO2-Reduktion.

Außerdem haben Klimaschutzprojekte immer auch Auswirkungen auf die Bevölkerung vor Ort. Sie schaffen Einkommensmöglichkeiten, richten Schulen oder Krankenhäuser ein, bauen die Infrastruktur aus und treiben somit die wirtschaftliche Entwicklung an. Bei ClimatePartner zum Beispiel weisen wir die sozialen Effekte unserer Projekte gesondert aus und zeigen, was sie zu den Zielen für Nachhaltige Entwicklung der UN (SDGs) beitragen.

Nicht reden, machen!

Um die globale Erderwärmung aufzuhalten, brauchen wir Klimaschutzprojekte. Durch Klimaneutralität können wir solche Projekte ausbauen und es auch den Verbrauchern ermöglichen, Klimaschutz zu unterstützen. Der Prozess des klimaneutralen Druckens und von klimaneutralen Verpackungen ist inzwischen so standardisiert, dass Unternehmen ihn ohne Aufwand umsetzen können. Es gibt also wirklich keinen Grund, weiterhin nur davon zu reden, man müsse endlich etwas tun. Jeder kann es jetzt einfach machen!

 

Bilder: Klimaneutral gelabelte Bestseller aus dem Ludwig Verlag, Random House. Fotos & Collage: Gütersloher Verlagshaus/Ludwig Verlag/Random House