Reduktion der Treibhausgas-Emissionen: Schlüsselkomponente im Klimaschutz

Die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen ist unbestritten eine der wichtigsten Schlüsselkomponente, um die Erderwärmung auf unter 1,5 °C zu begrenzen und den Klimawandel zu stoppen.

Um diese Klimaziele zu erreichen, muss die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft schnell und umfassend erfolgen. Das ist ein Fakt. Unternehmen aller Größen und Branchen auf der ganzen Welt sind daher aufgerufen, die Emissionen ihrer betrieblichen Abläufe und entlang ihrer Wertschöpfungsketten zu reduzieren. Gleichzeitig kommt Unternehmen eine besondere Rolle und Verantwortung zu, Investitionen zu tätigen, um die eigenen Klimaauswirkungen zu mindern und die Bemühungen der Weltgemeinschaft beim Klimaschutz zu unterstützen. Hier kommt der verantwortungsvolle Ausgleich von Treibhausemissionen, auch CO2-Ausgleich genannt, zum Tragen.

In diesem E-Book beleuchten wir den CO2-Ausgleich, die Klimaschutzprojekte sowie die aktuell geltenden Standards und Qualitätskriterien für den freiwilligen Kompensationsmarkt. 

Weltweit steigt das Nachhaltigkeitsbewusstsein stetig an

Weltweit setzen sich immer mehr Menschen für mehr Klimaschutz ein. Auch immer mehr Länder verpflichten sich, ihre Treibhausgas-Emissionen drastisch zu reduzieren, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens, nämlich die Begrenzung der Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 °C, zu erreichen. Dennoch bleibt noch viel zu tun in Sachen Klimaschutz.

Dies wurde Anfang 2022 durch den IPCC-Bericht deutlich: Um bis 2050 das Ziel von Net Zero zu erreichen, müssen wir die Treibhausgas-Emissionen ab 2021 jedes Jahr um 7,6 % reduzieren, bis wir sie 2030 halbiert haben.

Das inzwischen international verstärkte Engagement vieler Bürger aber auch Staaten im Klimaschutz ist von besonderer Bedeutung, um einerseits die Dringlichkeit des Klimawandels noch mehr ins Bewusstsein zu rücken, andererseits um die politischen Rahmenbedingungen für mehr Klimaschutz zu schaffen. Allerdings hat die Halbierung der Treibhausgas-Emissionen innerhalb der nächsten Jahre bis 2030 nur dann eine Chance, wenn alle Branchen und Unternehmen mitziehen. Das steht fest.

Ein herausforderndes Ziel, dessen Erreichung kurz- und langfristige Strategien sowie den Einsatz unterschiedlicher Maßnahmen erfordert: Zu diesen Maßnahmen gehört der CO2-Ausgleich.

Die Halbierung der Treibhausgas-Emissionen bis 2030 hat nur dann eine Chance, wenn alle Branchen und Unternehmen mitziehen. Das steht fest.

CO₂-Ausgleich als Chance für sofortigen Klimaschutz

Den Begriff „CO2-Ausgleich“ haben Sie vielleicht schon einmal gehört und dabei an die Reduktion von CO2-Emissionen gedacht, aber dahinter verbirgt sich noch viel mehr. Deshalb zunächst eine Begriffsklärung:  

Die UNFCCC versteht unter CO2-Ausgleich Maßnahmen, mit denen Unternehmen und Einzelpersonen „eigene unvermeidbare Emissionen kompensieren, indem sie sinnvolle Projekte unterstützen, die an anderer Stelle Emissionen reduzieren.“ Mit anderen Worten handelt es sich um eine freiwillige Maßnahme von Unternehmen, um Verantwortung für ihre verursachten Restemissionen zu übernehmen und diese auszugleichen.  

Über den CO2-Ausgleich können Unternehmen ihre schwer vermeidbaren Treibhausgas-Emissionen (THG), also solche, die nach ihren Reduktionsmaßnahmen übrigbleiben, kompensieren und so ihre CO2-Bilanz ausgleichen. 

Warum ist der CO₂-Ausgleich so wichtig?

Menschen haben durch unterschiedliche Aktivitäten, wie Transport, Landwirtschaft und Energieerzeugung in den letzten 150 Jahren einen Großteil der Treibhausgase in der Atmosphäre zu verantworten, die ihrerseits die Erderwärmung verursachen und den Klimawandel beschleunigen.  

Die Antwort ist eindeutig: Um den Klimawandel zu verhindern, müssen Unternehmen ihre Treibhausgas-Emissionen drastisch reduzieren und bis 2030 halbieren.  

Nach dem SBTi Standard sollten 90 bis 95 % der Emissionen bis spätestens 2050 gänzlich eliminiert werden. Auf ihrem Weg zum Net Zero-Ziel sollten Unternehmen „ihre Emissionen entlang ihrer Wertschöpfungskette mindern“, indem sie in Klimaschutzprojekte außerhalb dieser Wertschöpfungskette investieren (CO2-Ausgleich). Beispiele hierfür sind „hochwertige gültige REDD+-Zertifikate oder Investitionen in Direct Air Capture (DAC) und geologische Speicher“. 

Die internationale Gemeinschaft hat verschiedene weltweit geltende Maßnahmen beschlossen, um Net Zero-Emissionen bis 2050 zu ermöglichen. Zu den Maßnahmen, mit denen Unternehmen die allgemeinen Abhilfebemühungen unterstützen können, gehört der CO2-Ausgleich.  

Verantwortungsbewusster Ausgleich von THG-Emissionen

Unternehmen sollten zunächst ihre THG-Emissionen umfassend reduzieren. Dabei haben – nach dem Net Zero-Standard der SBTi – Investitionen in die Vermeidung und Reduktion von THG-Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette höchste Priorität. Erst wenn sie diese Möglichkeit vollkommen ausgeschöpft haben, können sie „über ihre eigenen wissenschaftsbasierten Ziele hinaus investieren, um anderswo Abhilfe für den Klimawandel zu schaffen“. Hier kommt der CO2-Ausgleich zum Tragen.  

Der SBTi zufolge kann der CO2-Ausgleich „eine entscheidende Rolle spielen, um Net Zero-Emissionen auf globaler Ebene schneller zu erreichen“. 

Ein neuer Bericht der Royal Society und der Royal Academy of Engineering gibt allerdings an, dass eine reine Reduktion der THG-Emissionen, wie drastisch sie auch ausfallen möge, nicht ausreichen wird, um das Net Zero-Ziel bis 2050 zu erreichen.  Im gleichen Bericht wird auch bestätigt, dass naturbasierte und technische Lösungen zur Absorbierung von THG-Emissionen, wie Direct Air Capture und CO2-Speicher, ein wichtiger Teil jeder Klimaschutzstrategie auf dem Weg zum Net Zero-Ziel sein sollten. 

Die UNFCCC hat den CO2-Ausgleich sogar als einen von drei Schritten einer ganzheitlichen Klimastrategie für Unternehmen erklärt: die eigene CO2-Bilanz messen, diese so weit wie möglich reduzieren und die unvermeidbaren Emissionen ausgleichen. 

Als Ausgleich für Restemissionen brauchen wir demnach mehr Treibhausgassenken auf der ganzen Welt. Das sind natürliche Speichersysteme, die Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen und sie absorbieren, beispielsweise in Pflanzen, in der Erde oder im Meer.  

Nach Angaben der SBTi werden die meisten Branchen Net Zero nur durch Neutralisierung erreichen können (also durch Investitionen in Klimaschutzprojekte, die Kohlenstoff entfernen). Daher sollten wir bereits heute in solche Projekte investieren, um das Angebot und die Innovation in diesem Bereich zu steigern. 

Da kommen die Klimaschutzprojekte ins Spiel. Was ist eigentlich ein Klimaschutzprojekt? 

Im Allgemeinen lassen sich Klimaschutzprojekte entsprechend ihrem Beitrag zum Net Zero-Ziel in drei verschiedene Kategorien klassifizieren:  

  • Projekte, die Treibhausgas-Emissionen durch Energieeffizienzmaßnahmen (wie saubere Kochherde oder sauberes Trinkwasser) oder die Nutzung von erneuerbaren Energien, wie Wind- und Solarenergie, reduzieren.   
  • Projekte, die Treibhausgas-Emissionen vermeiden, wie zum Beispiel Waldschutzprojekte, auch REDD+-Projekte genannt.  
  • Projekte, die über naturbasierte Ansätze wie Aufforstung, Wiederaufforstung und Rekultivierung (ARR) oder durch technische Lösungen wie Direct Air Capture and Carbon Storage (DACCS) Treibhausgase direkt aus der Atmosphäre entfernen (gegenüber einem Basiswert) und speichern.  

Klimaschutzprojekte dienen nicht nur dem Kilmaschutz, sondern bieten auch lokalen Gemeinschaften, insbesondere im globalen Süden, Co-Benefits, also Zusatznutzen, wie z. B. besseren Zugang zu Gesundheit und Bildung. Sie tragen zur Erreichung der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bei, beispielsweise die Bekämpfung von Armut und Hunger, die Förderung der Gesundheit sowie besseren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. 

Wie funktioniert der freiwillige CO2-Ausgleich?

Der CO2-Ausgleich wird in Tonnen Kohlendioxidäquivalenten (CO2e) gemessen. Sobald die Kohlenstoffeinsparung verifiziert wurde, schüttet ein Projekt Emissionszertifikate aus, die jeweils einer Tonne Kohlendioxid entsprechen. Anders ausgedrückt ist ein Emissionszertifikat äquivalent zu einer Tonne CO2, die nicht ausgestoßen wurde, bzw. der gleichen Menge anderer Treibhausgase, die durch ein Klimaschutzprojekt entfernt, reduziert oder vermieden wurden. Das ausgestellte Zertifikat wird in ein öffentliches Register eingetragen, das von einer unabhängigen Instanz wie Verra oder dem Gold Standard verwaltet wird. Damit ein Unternehmen den CO2-Ausgleich nachweisen kann, muss es das Emissionszertifikat kaufen und dann im Register ausbuchen. Dies dient zur Vermeidung einer Doppelzählung. Das bedeutet, dass das gleiche Zertifikat mehr als einmal vom gleichen oder von zwei unterschiedlichen Unternehmen genutzt werden kann. Dieser Punkt wird in diesem Artikel noch genauer beleuchtet.  

Zwei Arten von Emissionszertifikaten sind die häufigsten: Verified Emissions Reductions (VER) werden auf dem freiwilligen Kompensationsmarkt gehandelt, während es sich bei Certified Emissions Reduction (CER) um Emissionszertifikate handelt, die für den Compliance Market erstellt wurden, aber auch freiwillig erworben werden können.  

Wie funktioniert der freiwillige Kompensationsmarkt?

Emissionszertifikate werden über die Kompensationsmärkte gehandelt, die es in zwei verschiedenen Formen gibt: freiwillig und verpflichtend. Da wir uns hier mit dem freiwilligen CO2-Ausgleich beschäftigen, wird der verpflichtende Markt, also der Compliance Market, außer Acht gelassen.  

Auf dem freiwilligen Kompensationsmarkt (VCM) der parallel zu den Compliance Märkten stattfindet, können Unternehmen, Organisationen und sogar Einzelpersonen aktiv werden. Was bedeutet eigentlich VCM?  

Grundsätzlich ist der VCM ein dezentralisierter Markt, auf dem Anbieter und Käufer Emissionszertifikate aus der Reduzierung, Entfernung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen handeln.   

Warum sind hohe Standards für den freiwilligen Kompensationsmarkt so wichtig?

Obwohl der freiwillige CO2-Ausgleich auf einer Selbstverpflichtung für den Klimaschutz beruht, müssen dennoch die entsprechenden Klimaschutzprojekte konsequent validiert, registriert und regelmäßig von unabhängigen Instanzen geprüft werden. Dabei werden international anerkannte Standards angewendet wie der Gold Standard, der Verified Carbon Standard (VCS) oder Plan Vivo

Emissionszertifikate, die nach einem Standard ausgeschüttet und im Register dieses Standards ausgebucht wurden, sind nicht übertragbar oder in einem anderen Standard erneut nutzbar. Ein Emissionszertifikat, das im VCS ausgeschüttet wurde, wird demnach im VCS-Register geführt. Nach dem Verkauf wird es im VCS-Register ausgebucht und kann nicht in ein Register eines anderen Standards übertragen werden. 

Klimaschutzprojekte erfüllen also nur dann international anerkannte Qualitätsstandards, wenn sie mindestens die folgenden vier Eigenschaften aufweisen:  

  1. Ausschluss von Doppelzählungen

  2. Zusätzlichkeit

  3. Dauerhaftigkeit

  4. Regelmäßige Verifizierung durch unabhängige Instanzen

Benefits für das Klima und Menschen vor Ort

Wie bereits erwähnt dienen die Standards wie Gold Standard oder VCS „Transparenz und Vertrauen zur Darstellung der Glaubwürdigkeit und Integrität zertifizierter Projekte“ bei Unternehmen und Verbrauchern. Zertifizierte Projekte werden außerdem regelmäßig von unabhängigen Instanzen (VVBs) geprüft und verifiziert.  

Darüber hinaus sorgen weitere Standards wie die Climate, Community, and Biodiversity (CCB) oder the SocialCarbon Standard für Transparenz darüber, dass die zertifizierten Klimaschutzprojekte auch Vorteile für die Umwelt und die lokalen Gemeinschaften haben. 

Auch wenn Klimaschutzprojekte hauptsächlich der Reduktion, Vermeidung oder Entfernung von Treibhausgasemissionen aus der Atmosphäre dienen und das fragile Gleichgewicht des Kohlenstoffkreislaufs wiederherstellen sollen, haben die meisten von ihnen auch soziale, wirtschaftliche und andere soziale sowie wirtschaftliche Vorteile für die lokalen Gemeinschaften und tragen zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele bei.  

Soziale und wirtschaftliche Vorteile sind z. B. Bekämpfung von Armut und Hunger, Schaffung von Arbeitsplätzen, Verbesserungen bei Bildung und Gesundheit, besserer Zugang zu sauberem Trinkwasser, kostenlose Kochherde sowie die Bereitstellung von sauberer und günstiger Energie aus Solar, Biomasse, Wind- und Wasserkraft.  

Zu den Umweltvorteilen gehören der Schutz der biologischen Vielfalt, die Bewahrung von Lebensräumen für einheimische Tier- und Pflanzenarten, die Verbesserung der Luft- und Wasserqualität und die Entfernung von Plastikmüll aus dem Meer.  

Klimaschutzprojekte: ein Beitrag zu den globalen Klimazielen

Natürlich ist eine schnelle und umfassende Reduktion der Treibhausgasemissionen entscheidend, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Der CO2-Ausgleich ist für Unternehmen aber sowohl als sofortiger Klimaschutz als auch als langfristige Maßnahme über die eigene Wertschöpfungskette hinaus wichtig, um Restemissionen zu neutralisieren, Kohlenstoffsenken zu stärken und die Natur wiederherzustellen.

Zudem ist der CO2-Ausgleich eine wichtige Finanzquelle für den Klimaschutz und verhilft lokalen Gemeinschaften auf der ganzen Welt zu besseren Lebensbedingungen.

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