Landwirtschaft und Ernährung innerhalb planetarer Grenzen gestalten

25. Oktober 2022

Welchen Einfluss hat Landwirtschaft und Ernährung auf das Klima? 30 % der globalen Emissionen werden hier verursacht. 71 % durch Viehzucht, Fischerei und menschlichen Verzehr. 16 % durch Verpackungen und Transport und 13 % durch Lebensmittelverschwendung. Doch Treibhausgase sind nur die Spitze des Eisbergs. Das darunterliegende System muss grundlegend transformiert werden, um den Klimaschutz und die Einhaltung der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) weiter ausbauen zu können.

Klimaschutz durch resilliente Ernährungssysteme

Transformation ist einer der am häufigsten gebrauchten Begriffe unserer Zeit. Nicht ohne Grund, denn der Klimawandel, das Artensterben und andere komplexe Krisen, wie der Krieg Russlands gegen die Ukraine, machen deutlicher denn je: Wir stehen in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft vor grundlegenden und notwendigen Veränderungen. Wir sind an einem Wendepunkt und haben jetzt die Chance, gemeinsam umzusteuern. Auch unsere Ernährungssysteme benötigen eine umfangreiche Transformation, die alle Faktoren berücksichtigt.


© Jan Wagner soilify.org

Die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft vom August 2021 zeigen, wie sehr das Agrar- und Ernährungssystem von Wiedersprüchen und Spannungen geprägt ist: „Es steht mitten in jenem globalen Wandel, welcher unsere Zivilisation zur Gänze erfasst hat, sowie am Beginn eines durchgreifenden Transformationsprozesses. Für diesen gibt es aus Verantwortung für heutige wie künftige Generationen nur eine sehr knappe Frist. Fest steht dabei: Der Umbau ist eine gesamt-gesellschaftliche Aufgabe“.

Innovation findet immer durch Kooperation statt


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Landwirtschaft und Ernährung spielen also im Bereich Klimaschutz eine zentrale Rolle. Für tiefgreifende Veränderung braucht es aber frische Augen, Ideen aus neuen Blickwinkeln und viel Motivation. Menschen, die neue, praktikable Wege finden und die Transformation auf allen Ebenen der Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch, sozial und kulturell - vorantreiben. Nachhaltige Veränderung findet immer durch Kooperation statt. Deshalb haben wir von ClimatePartner uns gemeinsam mit vielen anderen, die sich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und Ernährung einsetzen auf dem Farm-Food-Climate Festival auf der Domäne Schlickesheim getroffen.

Die Tage dort waren gefüllt von Open Space Workshops, in denen wir gemeinsam zur Landwirtschaft und Ernährung innerhalb der planetaren Grenzen und SDGs gearbeitet haben. Themen waren unter anderem regenerative Landwirtschaft, Carbon Farming, Artenvielfalt, Wiedervernässung der Moore, klimaresiliente Ernährungssysteme, Agroforst, Regionalität, das Verhalten von Konsumierenden, Dekarbonisierung und Innovationsförderungen.

Bodenfruchtbarkeit, Artenvielfalt, Kohlenstoffsenken – positive Auswirkungen der Landwirtschaft müssen in Wert gesetzt werden


© Jan Wagner soilify.org

Eines ist klar, um diese Herausforderungen angehen zu können und gemeinsam dem Wandel und Klimaschutz eine Richtung geben zu können, benötigt es Innovationen und offene Räume, die Kilmaschutz innerhalb der Landwirtschaft und Ernährung ermöglichen, denn es gibt kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Der öffentliche Sektor muss denn Umbau stärker unterstützen, denn nicht nur die Innovationskraft ist gefragt, sondern auch ein System, das die Ergebnisse trägt. Die Inwertsetzung positiver Auswirkungen der Landwirtschaft, wie Bodenfruchtbarkeit, Wasserregulierung, und der Bereitstellung von Lebensraum für die Artenvielfalt, auf den Kohlenstoffmärkten ist ein wichtiges Thema, das Lösungen und Messbarkeit braucht. Gute regionale Wertschöpfungsketten und eine Umstellung von Kantinen, auf klimaverträgliche Nahrungsmittel, wie Leguminosen und andere fleischfreie Kost sind ein weiterer Knackpunkt im Ernährungssystem. Denn das, was in der Landwirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen produziert wird, muss am Ende auch Abnehmer haben. 

Ergebnisse an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir übergeben

Die Ergebnisse der Open Space Workshops hat das Farm-Food-Climate Team Ende September an den deutschen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir übergeben und sich mit ihm über Unterstützung, Förderungen und die weitere Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMLE) gesprochen. Beide Seiten sehen die Herausforderungen in der Landwirtschaft und Ernährung auch als Chance und möchten gemeinsam den Wandel vorantreiben. Wir sind gespannt und freuen uns auf weitern Austausch!

ProjectTogether und die Farm-Food-Climate-Challenge

Die Farm-Food-Climate Challenge, Organisator der Farm-Food-Climate Festivals, ist ein Programm der gemeinnützigen Organisation ProjectTogether. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, zukunftsgerichtete und ambitionierte Initiativen zu unterstützen, die etwas verändern und sich engagieren. Im Fall der Farm-Food-Climate Challenge wird in einem großen Netzwerk daran gearbeitet, die Farm-to-Fork-Strategie der EU mit Leben zu füllen und den Impact der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette zu optimieren. Die Farm-to-Fork-Strategie ist Teil des Green Deals und soll eine nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähige Land- und Ernährungswirtschaft in Europa vorantreiben, die auf Innovation und digitale Technik setzt. Dabei wird das gesamte Ernährungssystem betrachtet – von Hof auf den Teller.


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Inspiriert wurden wir immer wieder von den Zukunftsbildern der Keynote Speakern, wie Dr. Ophelia Nick (Staatssekretärin, BMLE), Dr. Dirk Brockmann (Komplexitätsforschung, Humboldt-Universität zu Berlin, RKI), Dr. Hermann Lotze Campen (Klimaresilienz, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung), Dr. Folkhard Isermeyer (Thünen- Institut) oder Daniel Anthes (Zukunftsinstitut).

Das Festival war ein Mix aus Konferenz und Change Maker Event. So wurden die Grenzen eines klassischen Kongresses aufgebrochen und gemeinsam ein sicherer Ort für inspirierende Erlebnisse und fachlichen Austausch geschaffen. Die Veranstaltung war nicht nur durch die einzigartige freundschaftliche Atmosphäre und dadurch enge Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik geprägt, sondern auch durch den spürbar großen Willen aller 200 Teilnehmenden, nachhaltige Veränderung zu schaffen und Zukunft zu gestalten.