Bergwaldprojekt Schweiz: Freiwilligenarbeit für den Klimaschutz

30. März 2020

Bäume pflanzen, Wälder schützen, der Umwelt und dem Klima helfen

Seit 2017 arbeitet ClimatePartner mit Bergwaldprojekt Schweiz zusammen. In der Freiwilligeninitiative mit Sitz in Trin, Graubünden pflegen, schützen und erhalten Jugendliche und Erwachsene gemeinsam den Wald und die Kulturlandschaft in verschiedenen Schweizer Berggebieten. Dabei verrichten sie körperlich anstrengende Arbeiten in zum Teil nur schwer zugängigem Gelände. Auch wenn die Corona-Krise derzeit die Arbeiten nicht einfacher macht und nur kleine Teams eingesetzt werden können, ist die Motivation aller Beteiligten ungebrochen.

Martin Kreiliger, der Geschäftsführer des Bergwaldprojekts und Robin Stoffers, bei ClimatePartner für Klimaschutzprojekte zuständig, geben uns Auskunft über die aktuellen Arbeiten des Bergwaldprojekts und welche Bedeutung es für den Klimaschutz hat.

ClimatePartner: Derzeit gibt es zahlreiche Initiativen und Organisationen, die Aktionen rund um das Bäumepflanzen anbieten. Aber ganz so simpel, wie es klingt, ist es wohl nicht. Worauf muss man da besonders achten?

Martin Kreiliger: Auch wenn es so einfach aussieht – beim Pflanzen von jungen Bäumen kommt es auf sehr viele Aspekte an. Je sorgfältiger es gemacht wird, desto besser wächst der Baum. Das fängt bei der Wahl des Standorts an, beinhaltet den richtigen Zuschnitt der Wurzeln und ihr Einlegen in das Erdreich und reicht bis zur Überprüfung der Standfestigkeit und die Begleitung der Bäume in ihrem Wachstum über die ersten Jahre. Auch gibt es einige Tricks wie zum Beispiel das Anlegen von Erdstufen, damit die Setzlinge nicht vom Schnee ausgerissen werden, oder das Beigeben von Steinen als Wärmespeicher für das Erdreich. Sehr oft legen wir auch Zäune gegen Wildverbiss an.

ClimatePartner: Das Bäumepflanzen und die Aufforstung von Wäldern wird oft als Beitrag zur Klimaneutralität genannt, zuletzt auch im Klimagesetzentwurf der EU. Es gibt aber auch Kritiker, die diese Wirkung in Frage stellen. Welche Erwartung darf man da an solche Projekte haben?

Robin Stoffers: Damit es im Sinne der Klimaneutralität anerkannt und zertifiziert wird, muss ein Klimaschutzprojekt internationale Massgaben erfüllen. Dazu zählen Aspekte wie Zusätzlichkeit, keine Doppelzählungen, Dauerhaftigkeit und die Überprüfung durch unabhängige Dritte. Bei regionalen Initiativen stehen in der Regel andere Aspekte im Vordergrund. Sie leisten konkrete Naturschutzarbeit vor Ort und gehen die dortigen Umweltprobleme an.

Insgesamt hat der Bedarf an Aufforstungen im Bergland in den letzten Jahren stark zugenommen. Dabei ist es wichtig, zwischen dem Pflanzen einzelner Bäume zur Unterstützung bestehender Waldstrukturen – also dem Waldschutz – und der Neugründung neuer Waldstücke zu unterscheiden. Die Wirkung frisch gepflanzter Bäume als CO2-Senke ist anfangs gering, steigt aber mit dem zunehmenden Aufbau von Biomasse an und verringert sich mit dem langsameren Wachstum im Alter wieder. Wir sehen also keinen linearen Verlauf der CO2-Bindung über die Lebenszeit der Bäume. Es ist aber langfristig sinnvoll und für die Vitalität bestehender Wälder wichtig, deren Altersstruktur durch Neupflanzungen insgesamt aufzufrischen. Das macht sie widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels, leistungsfähiger beim Aufnehmen von CO2 aus der Atmosphäre und schützt zudem die Biodiversität in der Region.

ClimatePartner: Der Schutz und Erhalt von Biodiversität ist ein wichtiges Element im globalen Klimaschutz. Zugleich müssen gerade im Alpenraum die freie Natur und der vom Menschen beanspruchte Lebensraum miteinander in Einklang gebracht werden. Wie berücksichtigt Bergwaldprojekt diese Faktoren?

Martin Kreiliger: Wir können und wollen mit unserer Arbeit keine Urwälder zurückholen, sondern vielmehr einen natürlichen Lebensraum unterstützen und in der Balance halten. Unsere Umwelt in den Bergen ist ja immer auch Nutzraum für den Menschen – zum Beispiel für die Forst- und Almwirtschaft, Outdoor-Sport oder auch die Jagd. Wir achten dabei auf eine gezielte Mischstruktur. Das heisst, wir sorgen durch das Pflanzen, die Pflege und Stärkung der verschiedenen Baumarten für möglichst heterogene Waldräume. Diese sind nachweislich besser gegen Trockenheit und Schädlingsbefall ausgerüstet und bieten zudem Lebensräume für viele weitere Tier- und Insektenarten.

ClimatePartner: Damit sich Unternehmen mit der Unterstützung des Bergwaldprojekts klimaneutral stellen können, koppeln wir es mit einem zertifizierten Klimaschutzprojekt in Brasilien. Wie ist die Bereitschaft der Unternehmen, sich an gleich zwei Projekten zu beteiligen?

Robin Stoffers: Der Zuspruch zu diesem und auch anderen kombinierten Projekten ist hoch, denn inzwischen hat sich in der Öffentlichkeit das Verständnis für die Notwendigkeit solcher Massnahmen durchgesetzt. Die öffentlichen Institutionen und Kommunen nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland oder Österreich haben bei weitem nicht die Mittel, all die Schäden anzugehen, die in den Wäldern in den letzten Jahren verzeichnet wurden. Von Vorsorge- und Schutzmassnahmen ganz abgesehen. Daher braucht es Projekte wie das Bergwaldprojekt. Das verstehen auch die Unternehmen, die sich daran beteiligen und uns unterstützen. Sie wollen aber nicht nur regionales Engagement zeigen, sondern auch Sicherheit dafür bekommen, dass ihr Einsatz zugleich den internationalen Anforderungen von Standards und Normen für Klimaneutralität entspricht. Daher ist die Kombination mit einem internationalen Klimaschutzprojekt wichtig.

ClimatePartner: Wie schätzt Bergwaldprojekt die zukünftige Entwicklung im Alpenraum ein – welche Tätigkeiten werden hier vor allem notwendig sein?

Martin Kreiliger: Die jetzt Ende März noch vorhandene Schneedecke in den hoch gelegenen Regionen kann nicht darüber hinweg täuschen, dass es in diesem Winter insgesamt viel zu wenig Niederschlag gab. Das zeigt sich an einigen Stellen bereits jetzt durch Trockenheit, was dem Bergwald zusetzt. Der wenige Schneefall hat auch zu höherem Wildverbiss geführt, da die Wildbestände durch die milden Winter weiter zugenommen haben. Zudem müssen wir mit mehr Schädlingen wie Borkenkäfer rechnen, die sich deutlich stärker vermehren konnten. Dies alles sind Aufgaben, die zu unserer eigentlichen Tätigkeit, nämlich der Pflege und dem Schutz des Bergwaldes, noch dazu kommen.

Aktuell konzentrieren wir uns auf Massnahmen im Schutzwald, der vor allem Lawinen abhalten und Erosionen sowie Steinschlag verhindern soll. Pflanzungen dienen dabei dazu, die durch Stürme und Borkenkäferbefall entstandenen Lücken wieder zu schliessen. Denn der Schutz muss immer und überall vorhanden sein. Ein gewünschter Nebeneffekt ist dabei, dass ältere Baumbestände mit jungen vermischt werden und ein gesundes Mischwaldsystem bilden.

Es wartet also viel Arbeit auf uns. Wir sind daher froh, durch ClimatePartner und seine Kunden dafür Unterstützung zu bekommen.

 

Mit einer speziellen Projektkombination können ClimatePartner-Kunden einerseits mit dem Bergwaldprojekt ihr lokales Engagement sichtbar machen und andererseits ein international anerkanntes Waldschutzprojekt in Brasilien unterstützen, um unvermeidbare CO2-Emissionen nach geltenden Standards auszugleichen.

Fotos: Bergwaldprojekt März 2020. 

Martin Kreiliger, Leiter Bergwaldprojekt (links)
Robin Stoffers, Manager Carbon Offset Projects, ClimatePartner (rechts)