COP29: Neue Impulse oder verpasste Chancen für den globalen Klimaschutz?

5. Dezember 2024

Von Sofia Jonson Veloso, ClimatePartner Impact


Was ist das Ergebnis der COP29? 

Nach zwei intensiven Verhandlungswochen endete die COP29 offiziell am Sonntag, dem 24. November 2024, in den frühen Morgenstunden. Die Abschlussreden spiegelten gemischte Gefühle wider. Zwar wurden in verschiedenen Bereichen Fortschritte erzielt, doch blieben diese hinter den Erwartungen vieler Parteien zurück. 

Die COP: eine Basis, aber kein Optimum für den Klimaschutz 

Unser Planet ist ein gemeinsames Zuhause für alle Nationen. Die Handlungen eines Landes können tiefgreifende Auswirkungen auf die Bevölkerung anderer Länder haben. Diese Verbundenheit macht den Klimawandel und den Umweltschutz zu einer globalen Aufgabe. Internationale Zusammenarbeit, wie sie in den Verhandlungen der COP (Conference of Parties) praktiziert wird, ist entscheidend für das Überleben und das Wohlergehen unseres Planeten.

Die COP ist eine der wenigen Plattformen, auf der sich nationale Regierungen aus aller Welt mit einem gemeinsamen Ziel versammeln. Eingeladen sind auch Akteur:innen aus verschiedenen Bereichen, unter anderem aus der Privatwirtschaft, der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit. Diese breite Beteiligung fördert den Dialog und die Zusammenarbeit, was die Grundlage für gemeinschaftliches Handeln schafft. 

Aus diesem Grund sind die bei der COP erzielten Fortschritte für globale Klimaschutzziele so entscheidend. Gleichzeitig sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich bei den Ergebnissen um Kompromisse handelt, die die Stimmen aller teilnehmenden Parteien widerspiegeln. Die Ergebnisse stellen auch keine perfekten Lösungsmodelle dar – vielmehr dienen sie als Fundament, auf dem zukünftig aufgebaut werden kann.

Gerade hier liegt unsere Chance: Als unabhängige Akteur:innen können wir über diese Vereinbarungen hinausgehen und weitaus mehr erreichen, als während der Verhandlungen festgelegt wurde. 

Offizielle Ergebnisse 

NCQG: das neue Klimafinanzierungsziel  

Das New Collective Quantified Goal (NCQG) wurde auf der COP29 verabschiedet, um finanzielle Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen zu fördern und Transparenz bei der Umsetzung zu gewährleisten. Dabei wurden die Bedürfnisse und Prioritäten der Entwicklungsländer berücksichtigt. 

  • Laut Vereinbarung wird das bisherige Ziel (100 Milliarden USD pro Jahr) verdreifacht. Die Mitglieder verpflichtet sich, bis 2035 jährlich 300 Milliarden USD bereitzustellen. Industrieländer sollen bei der Erreichung dieses neuen Ziels die Führungsrolle übernehmen, um Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern zu unterstützen.
  • Das Ziel soll durch eine Vielzahl von Finanzquellen erreicht werden, darunter öffentliche und private Mittel, bilaterale und multilaterale Mechanismen sowie weitere Finanzierungsmodelle.
  • Darüber hinaus werden Akteur:innen in der Vereinbarung dazu aufgefordert, zusammenzuarbeiten, um die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern aus öffentlichen und privaten Quellen bis 2035 auf mindestens 1,3 Billionen USD pro Jahr zu erhöhen. 

Viele Parteien äußerten tiefe Unzufriedenheit mit der festgelegten Summe und der Formulierung des Textes. Diese Summe bleibt weit hinter den in den nationalen Klimabeiträgen (NDCs) der Entwicklungsländer ausgewiesenen Bedürfnissen zurück, die auf 5,1 bis 6,8 Billionen USD bis 2030 geschätzt werden – das entspricht 455 bis 584 Milliarden USD pro Jahr.

Auch die finanziellen Anforderungen, die von der hochrangigen Expertengruppe für Klimafinanzierung (IHLEG) identifiziert wurden, erfüllt die vereinbarte Summe nicht. Laut IHLEG werden jährlich 2,4 Billionen USD benötigt, um in erneuerbare Energien, Anpassungsmaßnahmen und andere klimabezogene Bereiche in Entwicklungsländern (ohne China) zu investieren.

Unzufriedene Parteien kritisierten, dass die Industrieländer ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Im Gegensatz dazu zeigte sich die Europäische Union zufrieden damit, dass trotz angespannter geopolitischer Lage eine Einigung erzielt wurde. Sie betonte, dass die vereinbarte Summe ein realistisches Ziel sei und als Ausgangspunkt dienen solle. 

Artikel 6 des Pariser Abkommens 

Nach neun Jahren Verhandlungen wurde schließlich eine Einigung über die wesentlichen Bestandteile von Artikel 6 des Pariser Abkommens erzielt. Diese Fortschritte ebnen den Weg für neue, am Pariser Abkommen ausgerichtete Marktmechanismen, um Emissionsreduktionen weltweit zu erreichen.

Artikel 6 des Pariser Abkommens zielt darauf ab, die freiwillige Zusammenarbeit bei der Umsetzung der nationalen Klimabeiträge (NDCs) zu erleichtern. Er regelt zwei marktbasierte Mechanismen, die die Generierung und den Handel mit Emissionsreduktionen ermöglichen. Artikel 6.2 erlaubt es Ländern, Minderungsleistungen bilateral auszutauschen, während Artikel 6.4 einen neuen Mechanismus schafft, um hochwertige Emissionsgutschriften zu validieren, zu verifizieren und auszustellen.

Auf der COP29 wurde eine Einigung über die Regeln, Modalitäten und Verfahren erzielt, die erforderlich sind, um die Struktur und den regulatorischen Rahmen für die Umsetzung von Artikel 6.2 und 6.4 bereitzustellen. Die verabschiedeten Regeln umfassen unter anderem Komponenten zur Überwachung, Berichterstattung und Überprüfung (MRV) sowie zur Autorisierung und Übertragung von Minderungsleistungen.

Mit diesen Entwicklungen ist Artikel 6.4 nun ein operativer Standard für Carbon Markets, bekannt als der Paris Agreement Crediting Mechanism. Der nächste Schritt besteht darin, Methoden zu entwickeln oder zu genehmigen, die für die Registrierung und Entwicklung von Projekten verwendet werden, die den Vorgaben des Pariser Abkommens entsprechen. Einige dieser Methoden werden aus dem früheren Clean Development Mechanism (CDM) der UNFCCC übernommen, sodass bestehende Projekte in den Paris Agreement Crediting Mechanism überführt werden können. Die Annahme von Methoden und die Registrierung neuer Projekte sollen im nächsten Jahr beginnen.

Eine allgemeine Einigung über Artikel 6 wurde früh erzielt, wobei sich die anschließenden Verhandlungen auf technische Details konzentrierten. Obwohl es zu Spannungen kam, zeigte sich bei diesem Thema ein breiterer Konsens im Vergleich zu anderen vorrangigen Punkten des Gipfels.  

COP29 im Hinblick auf den Voluntary Carbon Market 

Die Ergebnisse der COP29 bieten vielversprechende Entwicklungen für die Zukunft des Voluntary Carbon Market (VCM), insbesondere durch die lang erwartete Einigung über Artikel 6 des Pariser Abkommens. Dieser nach neun Jahren Verhandlungen erreichte Meilenstein schafft eine solide Grundlage für die nächste Generation von UN-unterstützten Carbon Markets. Auch wenn die endgültigen Texte einige Unvollkommenheiten aufweisen, stellen sie bedeutende Fortschritte beim Aufbau von marktgerechten Mechanismen mit hoher Integrität für den Handel mit Minderungsleistungen dar.

Darüber hinaus ist, angesichts des zurückhaltenden Engagements von 300 Milliarden USD jährlich im Rahmen des NCQG, die Rolle privater Finanzierungen entscheidend für die Bewältigung der Klimakrise und die Umsetzung der national festgelegten Beiträge (NDCs). Die NCQG-Vereinbarung nennt ausdrücklich private Finanzierungen als eine zentrale Quelle, um das umfassendere Ziel von 1,3 Billionen USD pro Jahr bis 2035 zu erreichen.

Der COP29-Gipfel konzentrierte sich sowohl bei den offiziellen Verhandlungen als auch bei den Nebenveranstaltungen stark auf die öffentliche und private Finanzierung. Öffentlich-private Partnerschaften spielten in den Diskussionen eine zentrale Rolle.  Mehrere Länder forderten ausdrücklich zur Nutzung von VCMs mit hoher Integrität auf, um ihre nationalen Aktivitäten und ihre NDCs voranzubringen.

Zu diesem Zweck sind die Länder dabei, umfassende Regulierungen umzusetzen und den VCM in ihre nationalen Politiken zu integrieren. Dieser Ansatz ermöglicht es VCM-Projekten, Minderungsleistungen zu generieren, die entweder für den internationalen Gebrauch exportiert werden können – dabei werden entsprechende Anpassungen vorgenommen – oder direkt zu den NDCs des Gastlandes beitragen.

Das letztere Szenario zeigt das Potenzial des aufkommenden Modells der Beitragsansprüche. Innerhalb eines solchen Systems können Unternehmen Klimaprojekte in einem Gastland finanzieren und ihren Beitrag zu den NDCs dieses Landes geltend machen. Diese innovative Nutzung des VCM unterstreicht sein Potenzial, nationale Klimaziele zu unterstützen und gleichzeitig internationale Kooperation zu fördern.

Zusammenfassend hat die COP29 die Grundlagen für einen stärkeren und vertrauenswürdigen VCM gelegt. Die Einigung über Artikel 6, kombiniert mit fortlaufenden Verbesserungen der Marktintegrität und einer verstärkten Einbindung des privaten Sektors, bietet eine positive Aussicht für den Markt. Da der globale Fokus auf Klimafinanzierung zunimmt, ist die Rolle des privaten Sektors bei der Förderung von Klimaschutzmaßnahmen wichtiger denn je. 

Teilnahme von ClimatePartner an der COP29 

ClimatePartner war auf der COP29 prominent vertreten und engagierte sich aktiv an offiziellen Sitzungen, Side-Events und Networking-Möglichkeiten. Unser Team dokumentierte die Ergebnisse und repräsentierte das Unternehmen auf verschiedenen Plattformen. Darüber hinaus beteiligte sich ClimatePartner an zwei Podiumsdiskussionen und organisierte zwei eigene Veranstaltungen: 

Event 1: Local Knowledge and Innovative Solutions: The Role of Climate Projects in Sustainable Development (Workshop, 16. November 2024)  

Event 2: Contribution to Global Net Zero – Leveraging Carbon Markets for Public-Private Partnerships (Podiumsdiskussion, 20. November 2024)

 

Quellen:

COP29 UN Climate Conference Agrees to Triple Finance to Developing Countries, Protecting Lives and Livelihoods | UNFCCC 

UNFCCC_NCQG2023_flyer_web.pdf 

Documents | UNFCCC 

From Vision to Reality, Getting the Job Done: Executive Secretary Speech | UNFCCC