Sustainable Investor Summit
1. Juli 2025Ein Meinungsartikel von Vera Geis, Key Account Managerin bei ClimatePartner.
Am 13. und 14. Mai 2025 fand in Frankfurt der 8. Sustainable Investor Summit statt. Der Sustainable Investor Summit ist eine der größten Konferenzen der Finanzbranche mit dem Schwerpunkt Nachhaltige und Transitionsfinanzierungen sowie wirkungsorientierte Investitionen („Impact Investing“) in der DACH-Region. Der Kongress wird jährlich in Zürich, Wien und Frankfurt abgehalten.
Auch ClimatePartner war wieder vertreten, zum einen als Kooperationspartner für die CO2-Bilanzierung der Veranstaltung, zum anderen in einer aktiven Rolle bei der Moderation einer Podiumsdiskussion zum Thema Kreislaufwirtschaft mit Beteiligung der Unternehmen Erste Asset Management, Chi Impact Capital und Business Finland.
Was treibt die Branche um und welche Prognosen gibt es? Angesichts der geopolitischen Entwicklungen und der Rückschritte in Bezug auf Nachhaltigkeit ist eines klar spürbar: Ein hohes Maß an Frustration trifft auf einen starken „Jetzt erst recht“-Optimismus. Das Spannungsfeld zwischen Ambition und Wirklichkeit – zwischen dem, was geschehen müsste, und dem, was tatsächlich geschieht – war vermutlich noch nie so groß wie jetzt.
Unser Eindruck aus dem täglichen Kontakt mit Unternehmen deckt sich mit dem der Branche: Unter dem politischen Druck ziehen viele Unternehmen ihre veröffentlichten, verpflichtenden Zusagen in Bezug auf Nachhaltigkeit zurück. Was bleibt, sind allein die Beteuerungen, dass Nachhaltigkeitsverpflichtungen intern weiter unverändert gelten. Durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten findet eine Verlagerung von den Themen Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit zu Sicherheit und Verteidigung statt. Zudem ist die Angst der Unternehmen vor Greenwashing-Vorwürfen unserer Einschätzung nach mittlerweile größer als die vor dem Klimawandel selbst.
Alles andere als förderlich sind in dieser Gesamtgemengelage die aktuellen Entwicklungen in der Regulierungslandschaft, insbesondere was die Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union betrifft. Wie zu erwarten, war dies eines der zentralen Themen in den zahlreichen Vorträgen und Diskussionsrunden. Das sogenannte Omnibus-Projekt, das Ende Februar 2025 von der Europäischen Kommission gestartet wurde und das die bereits großflächig umgesetzte CSRD vereinfachen soll, führt zu großer Verunsicherung bei den Unternehmen. Das beobachten auch wir bei ClimatePartner jeden Tag.
Die Finanzbranche ist sich einig, dass die Regulatorik gekommen ist, um zu bleiben. Allerdings besteht dringender Bedarf an einer Wende weg von ideologischer Haltung und hin zu einer ökonomisch-rationalen Sichtweise. Somit wird das Omnibus-Paket als logische Konsequenz aus den aktuellen regulatorischen Bedingungen gesehen.
Zurzeit besteht ein bedenkliches regulatorisches Vakuum. Das tangiert uns als Beratungsunternehmen im Klimaschutz genauso wie die gesamte Finanzbranche. Falls sich die aktuellen Ideen zur Aufweichung der CSRD-Grenzwerte materialisieren, besteht unseres Erachtens die große Gefahr, dass das Regelwerk zu einem zahnlosen Tiger verkommt. Der „stop the clock“-Ansatz der EU-Komission, d.h. die zeitliche Verzögerung der erstmaligen Anwendung der CSRD um zwei Jahre, ist irreführend. Die Uhr kann man durchaus stoppen, aber nicht die Zeit. Und damit nicht die Zeit, in der die planetarischen Grenzen immer weiter überschritten werden und die nötigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anpassungen immer schneller und kostenintensiver umgesetzt werden müssen.
Bleibt am Ende die Frage: Quo vadis, Nachhaltigkeit? Nicht nur wir bei ClimatePartner, sondern auch die gesamte Finanzbranche wünscht sich, dass es in Zukunft weniger um Sendungsbewusstsein und mehr um Pragmatismus und Sachlichkeit geht. Eine erhebliche Reduktion der verpflichtend zu berichtenden Kennzahlen gemäß CSRD und eine Anwendung der CSRD auf möglichst viele Unternehmen würde zwei Zielen gerecht werden: der Entschlackung der Regulatorik und der Schaffung einer verlässlichen Datenbasis, um für Impact Investing, Nachhaltige und Transitionsfinanzierungen sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Ganz nach dem Motto: „So wenig wie nötig für so viele wie möglich“.
Und es wird in Zukunft mehr denn je darum gehen, mutig zu sein und für die Nachhaltigkeit als solche einzustehen – trotz des harten Gegenwinds der heutigen Zeit.
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